Projekt
Die Blutstammzelltransplantation (hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSZT)) wird heute bei zahlreichen ungünstigen Formen von bösartigen Erkrankungen (z.B. Leukämien) sowie bei schweren angeborenen und erworbenen Erkrankungen des Immun-und Blutbildungssystems (z.B. Aplastische Anämie)eingesetzt. Dabei wird das erkrankte Immunsystem der Patienten zerstört und anschließend gesunde Blutstammzellen vom Spender übertragen. Diese sehr intensive Therapie rettet das Leben von vielen Kindern und Erwachsenen allerdings ist sie riskant und kann mit schweren Komplikationen verbunden sein. In den letzten Jahren hat sich zwar die Überlebensrate stetig verbessert, in aber im Rahmen der langfristigen Nachbehandlung kommt es nach wie vor häufig zu schwerwiegenden Komplikationen., die letztendlich zu schweren Morbiditäten bis hin zum Tod führen können. Daher ist eine hochqualitative und engmaschige Nachbehandlung ein essentieller Teil der Therapie. Hierbei spielender unmittelbare und genaue Austausch von Informationenzwischen Patienten und Behandlungsteam eine wichtige Rolle, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu setzen.
Im Projekt INTERACCT wird eine E-Health Plattform mit speziellem Fokus auf junge HSZT-PatientInnen entworfen und in weiterer Folge entwickelt. Die Hauptaufgabe von INTERACCT besteht darin, die Kommunikation der Patienten und Ärzte zu verbessern, und somit lebensgefährliche Komplikationen schneller erkennen zu können. Die Befolgung der Therapieanweisungen sowie die häufige Beschreibung des aktuellen Gesundheitszustands sind für eine erfolgreiche Nachbehandlung essentiell.
INTERACCT fokussiert sich besonders auf die Verbesserung der Compliance der PatientInnen, indem das Design so ansprechend wie möglich gestaltet wird. Dies umfasst ein spielerisches User-Interface, sowie die Einbindung von Computerspielen in einer Online-Welt für die PatientInnen. Obwohl unser Fokus auf jungen HSZT-PatientInnen liegt, gehen wir davon aus, dass dieser Ansatz für die meisten chronischen Erkrankungen gültig ist.
Das Projekt wird in einem multidisziplinären Ansatz entwickelt. Die Schnittstellen umfassen die klinische Forschung, Design Thinking sowie Informations-Kommunikationstechnik (IKT). Die erweiterte Arzt-Patient Kommunikation könnte den ÄrztInnen die Möglichkeit bieten, Verhaltensänderungen frühzeitig zu erkennen und eine entsprechende therapeutische Maßnahme zu setzen, bevor sich eine ernste Komplikation daraus entwickelt. Das entwickelte Tool wird letztlich also auf Verhaltensänderungen der PatientInnen reagieren können – beispielsweise wenn die eingenommene Flüssigkeitsmenge zu gering wird, sollen die PatientInnen durch Spiele motiviert werden, mehr zu trinken. Durch das ansprechende Design soll die Interaktion mit dem Tool gefördert werden, sowie die langfristige Einhaltung von Therapiemaßnahmen verbessert werden. Auf lange Sicht kann die Verwendung von INTERACCT also zur frühzeitigen Erkennung von Komplikationen führen, und somit die Lebensqualität der HSZT-PatientInnen steigern. Lange Anreise- und Spitalswartezeiten könnten durch die online Kommunikation reduziert werden, was insbesonders bei immungeschwächten und chronisch kranken Patienten ein großer Vorteil wäre.
INTERACCT soll also das Look and Feel von modernen Unterhaltungsplattformen haben, was diverse Formen von Unterhaltung, Herausforderung, Spielen und sozialen Aspekten umfasst. Aus Sicht der Kinder ist INTERACCT primär Entertainment und soll Quelle für Herausforderungen, Wettbewerbe, Empowerment und Spaß sein. Die E-Health Aspekte, also das Erhöhen der Compliance, Kommunikation und der Behandlung sollen zwar sichtbar sein, aber nicht im Vordergrund stehen.
INTERACCT benötigt keine eigens entwickelte Hardware. Anders als andere E-Health Projekte haben wir es uns nicht als Ziel gesetzt, über Sensoren Gesundheitsdaten automatisch zu erfassen und zu verarbeiten. Die Datensammlung wird ausschließlich Informationen wie Ess- und Trinkgewohnheiten, Stuhlgang oder Schmerzen umfassen, wie schon bisher in den Gesundheitstagebüchern der PatientInnen. Klinische Untersuchungen werden nur während den verpflichtenden Besuchen im Krankenhaus durchgeführt.
Die entwickelte Lösung wird also eine pure Softwarelösung sein, allerdings soll sie übliche, günstige Hardwarekomponenten wie Web-Cams, Smartphones oder Motion-Capturing Systeme (z.B. Microsoft Kinect) einbinden können, um den Spaßfaktor für Kinder und Jugendliche zu erhöhen. Außerdem sollen in weiterer Folge diese Hardwarekomponenten als Input-Sensor für Gesundheitsdaten getestet werden. Motion-Capturing Systeme könnten beispielsweise verwendet werden, um körperliche Aktivität zu fördern. Letztlich soll auch die Performance der PatientInnen im Spiel als Indikator für eine mögliche Änderung des Zustands gesehen werden.